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Seit dem 20. Januar ist Bloober Teams neuester Psycho-Horror Titel The Medium verfügbar. Wir sind ins virtuelle Polen gereist und haben Marianne auf Ihrem Trip begleitet und verraten dir, ob sich die Reise gelohnt hat.

Darum gehts! Die Geschichte ist in Polen der späten 90er angesiedelt und startet in einer Wohnung in der Stadt Krakau. Ein witziger Side Fact am Rande, beim Haus handelt es sich um einen digitalen Nachbau eines realen Vorbildes, welches genauso auch schon in Bloober Teams Observer zum Einsatz kam. Dieses spielt allerdings gute 80 Jahre in der Zukunft.

Du schlüpfst in die Rolle von Marianne, einer jungen Frau mit einer unglaublichen Gabe. Sie ist ein Medium und kann mitsamt ihrer körperlichen Gestalt in eine spirituelle Parallelebene eintauchen und auf diese Weise mit verstorbenen Menschen kommunizieren. Allerdings bringt diese Gabe auch ihre Schattenseiten mit sich. Seit geraumer Zeit plagt sie eine Vision, in der ein Kind getötet wird. Woher diese Erinnerung stammt, kann sie sich nicht erklären.

the medium ingame screenshot marianne motorcycle niwa hotel
Marianne begibt sich nach einem Anruf zum Niwa Hotel Erholungszentrum.

Heute muss sie allerdings den wohl schwersten Tag ihres Lebens durchstehen, denn Sie muss Ihrem Ziehvater Jack für immer Lebewohl sagen. Aber just in diesem Augenblick bekommt sie einen mysteriösen Anruf. Am anderen Ende der Leitung meldet sich ein gewisser Thomas, der behauptet, sie und ihr Geheimnis sehr genau zu kennen. Er bittet sie daraufhin, ihn im Niwa Hotel, einem längst vergessenen Erholungszentrum, zu treffen. Dieser verspricht ihr, die Antworten auf all ihre Fragen zu liefern. Die anfänglichen Zweifel sind schnell über Bord geworfen und so macht sie sich auf den unbekannten Anrufer zu treffen.

The Medium – 5 Gründe warum das Spiel richtig geil wird

Vielmehr möchten wir auch gar nicht über die weitere Geschichte verraten, denn The Medium ist ein sehr Story-getriebenes Spiel. Je mehr du im Spielverlauf erfährst, umso packender und düsterer wird das Ganze. Dabei spielt sich sehr viel auf der psychologischen Ebene ab. Bloober Team schmeißt euch nicht mit Jumpscares oder Monster zu, sondern baut die Horror-Atmosphäre durch viel subtilere Mittel auf. Es gibt allerdings auch einige wenige Begegnungen mit einer Art Zwischenboss, welche für kurze Zeit das psychische Stresslevel nach oben schnellen lassen.

Krankes Level Design

Bloober Team hat schon oft bewiesen, dass sie ihr Handwerk verstehen. Von düsteren Wäldern bis hin zu dystopischen Zukunftsszenarien war alles dabei. Diese Erfahrungen kamen ihnen auch bei The Medium zu Gute. Die Außenareale mit ihren Wäldern und düsteren Gartenanlagen wie auch die Innenbereiche des Niwa Hotels sehen ziemlich gut aus. Ganz besonders stechen dabei aber die jeweiligen Bereiche in der spirituellen Parallelwelt heraus. Im Artdesign holte man sich dabei viele Inspiration von dem polnischen Künstler Zdzisław Beksiński. Dieser ist bekannt für seine surrealen und dystopischen Kunstwerke.

the medium ingame screenshot marianne spirit world
Neben der Dual-Reality gibt es in The Medium auch einige Stellen, in der sich Marianne nur in der spirituellen Welt bewegt.

In der spirituellen Welt bekommt man sehr starke Silent Hill Vibes. Alles ist in einem düsteren Orange-Braunton getaucht und erinnert schon etwas an die Parallelwelt aus Konamis Horrorreihe. Es fehlt am Ende lediglich die Alarmsirene. Im späteren Verlauf kommen auch noch viele organische Artdesigns dazu, die gleichzeitig faszinierend und abstoßend wirken. Da waren wir schon fast etwas enttäuscht, wenn man nach einigen Minuten in der spirituellen Welt sich wieder in der realen Welt wiederfindet.

Auch das Charakterdesign ist sehr gelungen und lässt die einzelnen Figuren glaubwürdig erscheinen. Lediglich in Sachen Animationen merkt man, dass wir es hier nicht mit einer Millionen teuren Triple-A Produktion zu tun haben. Auch die Mimiken und Gestiken sehen besonders in Nahaufnahmen manchmal nicht ganz so perfekt aus. Dies ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt, der das Gesamterlebnis in keiner Weise schmälert.

An zwei Orten gleichzeitig, das ist die spirituelle Welt

Das ist das Besondere: Was The Medium wirklich besonders macht, ist das Dual-Reality Gameplay. Während dieser Passagen befindet sich Marianne gleichzeitig in der realen und der spirituellen Welt. Dargestellt wird dieses über einen Splitscreen, der beide Ebenen zeigt. Diese Mechanik ist so verdammt gut umgesetzt, dass man sich superleicht durch eine Eingabe in beiden Welten bewegen kann. Allerdings unterscheiden sich die Welten teilweise. So kann es sein, dass in der realen Welt ein Gang versperrt, in der spirituellen Welt jedoch zugänglich wäre.

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Auch die Zwischensequenzen finden parallel in beiden Welten statt.

Für diesen Fall kann Marianne kurz die materielle Ebene verlassen und in der spirituellen Welt auch ohne ihre fleischige Hülle umherstreifen. Hier hat man allerdings nicht unendlich Zeit, nach wenigen Augenblicken löst sich Mariannes spirituelle Gestalt auf. Soweit sollte man es nicht kommen lassen. Sollte sich die Gestalt komplett auflösen, ist das Spiel vorbei und du findest dich am letzten Speicherpunkt wieder. Daher solltest du dich rechtzeitig in deinen Körper zurücksetzen. Da du dich ohne Cooldown direkt wieder von deinem Körper trennen kannst, lohnt es sich nicht, das zeitliche Fenster zu sehr auszuschöpfen.

In das Dual-Reality Gameplay sind auch die meisten der tollen Puzzleeinlagen eingearbeitet. Auch hier möchten wir gar nicht zu viel verraten. So musst du beispielsweise mit der spirituellen Gestalt etwas ausführen, um deinen Körper aus einem Fahrstuhl befreien oder mit der Zeit spielen, um einen geheimen Gang freizulegen. Uns haben die vielen abwechslungsreichen Rätsel sehr gefallen. Zwar hat uns keines davon vor wirkliche Probleme gestellt, ein wenig müssen die grauen Zellen trotzdem beansprucht werden.

Steuerung mit Retro-Vibes

Steuern kannst du Marianne wahlweise mit dem Gamepad oder Maus und Tastatur Kombination. Wir legen euch definitiv die Steuerung per Gamepad ans Herz. Ja, es geht auch mit der Maus und Tastatur ganz passabel, aber das Gamepad ist einfach wesentlich intuitiver. Da in The Medium zudem nicht geschossen beziehungsweise gezielt werden muss, spricht auch dies für den Einsatz des Gamepads. Allerdings muss man auch sagen, das die Steuerung von Marianne auch mit Gamepad teilweise etwas hakelig ist und erinnert an Titel wie Silent Hill.

Dies liegt allerdings auch an den Perspektiven, welche The Medium für die jeweiligen Szenerien nutzt. Bloober Team arbeitet hier mit einer Mischung aus fixen und dynamischen Perspektiven. Stell dir einfach die festen Winkel der Resident Evil Reihe vor und ergänze die gelegentliche Dynamik von Silent Hill. Die Kamera springt also in die jeweiligen festen Perspektiven und bewegt sich dann in der jeweiligen Szenerie etwas mit. Nur in wenigen Ausnahmen folgt die Kamera Marianne über einen längeren Zeitraum.

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Marianne streift durch die umgrenzenden Wälder auf der Suche nach Hinweisen.

Diese Art der Darstellung ist ziemlich cool und setzt die Gebiete sehr gut in Szene. Allerdings leidet dadurch in wenigen Fällen etwas die Übersicht. Mal übersieht man auf dem ersten Blick eine offene Tür oder ein Durchgang oder läuft knapp hinter eine Wand oder Säule. Aber keine Angst, dies sind wirklich eher die Ausnahmen. Was gut gelöst wurde, ist der Übergang in eine neue Kameraansicht. Solange man den Stick in die jeweilige Richtung drückt, läuft Marianne in die gewünschte Richtung weiter, auch wenn eigentlich in dieser Perspektive eine andere Richtungseingabe gefordert wird.

Atmosphärisch in der ersten Liga

Wovon The Medium extrem profitiert, ist die dichte und düstere Atmosphäre. Dabei beginnt die Geschichte relativ sachte, steigt aber kontinuierlich mit fortschreitendem Spielfortschritt immer weiter an. Besonders im letzten Drittel des Spieles jagt ein Twist den nächsten. Auch deshalb lohnt es sich, möglichst viele der herumliegenden Briefe und Karten anzuschauen und durchzulesen. Dadurch erhält man auch zum Niwa Hotel viele interessante Einblicke, die sich wunderbar in das Gesamtbild einfügen.

Zudem gibt es auch kein wirkliches Kampfsystem oder Waffen. In den wenigen Zusammentreffen mit einer Art Zwischenboss geht es eher darum, dich im Vollsprint in Sicherheit zu bringen. Diese Passagen sind so ziemlich die stressigsten im gesamten Spiel. Leider sind diese Stellen auch gleichzeitig etwas nervig, weil man hier ganz klassisch nach dem Trial-and-Error Schema vorgehen muss. Bis man den korrekten Weg kennt und diesen perfekt ablaufen kann, bedarf es einige Versuche.

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Es gibt auch kurze Passagen, in der man kurz in die Haut einer anderen Figur schlüpft.

Sehr gefallen hat uns der Punkt, dass Bloober Team nicht stumpf etliche Jumpscares spammen. Stattdessen vermitteln sie den psychischen Horror über die Geschichte und Atmosphäre. Vor allem auch die Soundkulisse trägt ihren Teil dazu bei. Wie du bereits in einem Vorbericht lesen konntest, zeichnet sich das Duo um Arkadiusz Reikowski und Akira Yamaoka für die soundtechnische Untermalung verantwortlich.

Besonders in der spirituellen Welt wirst du ziemlich auf die Probe gestellt. Düstere Geräusche, unnatürliche und schmerzverzerrte Schreie, all das drückt ordentlich auf das Gemüt. Dazu gesellen sich noch die englischsprachigen Synchronsprecher, die ebenfalls ganze Arbeit geleistet haben. Besonders Troy Baker, dessen Stimme für einen dämonischen Antagonisten ziemlich verzerrt wurde, sticht dabei besonders hervor.

The Medium ist Leistungshungrig

Das ist das Problem: Technisch und besonders von der Performance her macht The Medium leider nicht die beste Figur. Die Systemanforderungen fallen schon sehr sportlich aus für das, was du letztendlich siehst. Es setzt die Messlatte nicht höher und muss sich auch in Sachen knackigen Texturen anderen Spielen geschlagen geben. Die Welt ist insgesamt sehr detailliert, steht aber auch in dieser Hinsicht einigen anderen Spielen hinten an. Hauptgrund für die hohen Systemanforderungen ist laut Entwickler vor allem auch die Dual-Reality, da hier der gleiche Bereich zwei Mal gerendert werden muss.

Da das Gameplay bis auf sehr wenige Ausnahmen relative ruhig abläuft, stört es allerdings auch nicht, wenn die Framerate mal unter die 50 oder gar 40 FPS fällt. In ganz seltenen Fällen sind uns etwas langsam nachladende Texturen aufgefallen, besonders beim genauen Betrachten von Objekten oder Postkarten.

The Medium unterstützt außerdem auch Raytracing, welches jedoch recht dezent eingesetzt wurde. Am meisten fallen einem die Spiegelungen in Schränken oder Pfützen auf. Raytracing lässt die Performance jedoch selbst mit einer RTX 3070 Grafikkarte stark nach unten fallen. Anbei haben wir mal den Unterschied zwischen aktivierten und deaktiviertem Raytracing aufgezeigt.

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Hier die Szene mit aktiviertem Raytracing. Vor allem Die Spiegelung im Schrank ist gut erkennbar.
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Hier die gleiche Szene mit deaktiviertem Raytracing.

Solltest du jedoch ein paar FPS mehr benötigen, bietet dir das Einstellungsmenü eine ganze Reihe an Einstellungsmöglichkeiten. Wie bereits erwähnt, ist das Pacing beziehungsweise die Bewegungen von Marianne doch recht langsam. Daher kann man auch als PC Spieler in diesem Fall mit beispielsweise 30 FPS sehr gut leben. Dies wird zudem auch noch durch die relativen fixen Kameraperspektiven unterstützt. Dreh also lieber ein paar Regler höher und genieße die tolle Optik, statt das Spiel auf Gedeih und Verderb mit 60+ FPS laufen zu lassen.

Kein Widescreen-Support: Ein weiterer Wermutstropfen ist der nicht vorhandene Support von Ultrawidescreen Formaten wie 21:9 oder höher. Wie die Entwickler bereits geäußert haben, wird es diesen auch in Zukunft nicht geben. Dies sei vor allem auch den fixen Kameraperspektiven sowie dem Dual-Reality Gameplay geschuldet. Besitzer von solchen Monitoren müssen wohl oder übel mit in die Breite gezogenen Objekten oder schwarzen Balken an den Seiten leben.

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Da The Medium keinen Ultrawide Support besitzt, muss man mit schwarzen Balken an den Rändern leben.

Fazit

Nach gut 10 Stunden war die Reise vorbei und wie haben den Abspann gesehen. Allerdings haben wir auch jeden Winkel erkundet und 100 % der Sammelgegenstände aufgespürt. Wenn man sich etwas beeilt, kann man also auch bestimmt nach knapp sieben bis acht Stunden den Abspann sehen. The Medium ist ein toller Ritt, der vor allem mit einer fesselnden Story punkten kann, die bis zum Ende hin spannend bleibt. Das Dual-Reality Gameplay macht extrem Spaß und ebnet den Grundstein für viele tolle Rätselpassagen.

Selbstverständlich kann auch die Spielwelt und die teils extrem verstörenden Gebiete voll überzeugen. Gepaart mit einem erstklassigen Soundtrack schafft The Medium eine unglaubliche Atmosphäre. Positiv hervorheben möchten wir auch, dass Bloober Team nicht versucht, den Spieler mit Jumpscares das Fürchten zu lehren. Vielmehr schaffen sie mit dem Gesamtpaket eine Welt, die viel subtiler deine Psyche stressen möchte.

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Als Medium hat Marianne die Gabe zwischen der realen Welt und einer spirituellen Parallelwelt zu wechseln.

Etwas negativ aufgefallen sind uns die gelegentlich etwas hakelige Steuerung, welche in einigen wenigen Situation etwas frustrierend sein kann. Auch die bereits genannten Trial-and-Error Passagen hätten eventuell etwas anders gelöst werden können. Über die Performance beziehungsweise den Hardwarehunger des Spiels lässt sich streiten. Auch wenn The Medium keine neuen Maßstäbe setzt, sieht es trotzdem super aus und entführt dich in ein unglaublich düsteres Setting.

Für wem lohnt sich The Medium? Wir hatten auf jeden Fall jede Menge Spaß an The Medium und können den Titel jedem ans Herz legen, der auf psychologischen Horror und eine fesselnde Geschichte steht. Suchst du aktuell ein Spiel mit mehr Action, indem du dich auch mithilfe von Waffengewalt gegen fiese Monster zur Wehr setzen kannst, ist The Medium die falsche Wahl.

Überblick der Rezensionen
Grafik
7
Story
9
Gameplay
7
Soundkulisse
9
QuelleSurvivethis
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Steven ist bereits seit Anbeginn der Zeit ein leidenschaftlicher Gamer. Groß geworden mit C64 und NES hat er sich durch so ziemlich jedes System gespielt. Er liebt Horror und Action Games, bezeichnet sich jedoch auch als Teilzeit-Videospiel-Masochist, wenn er sich mal wieder durch die Welten der FromSoftware Spiele stirbt.
the-medium-fesselt-mit-einer-spannenden-storyThe Medium bietet subtilen Psycho Horror mit starkem Fokus auf Story und Rätsel. Fans von nicht so sehr actiongeladenen Spielerlebnissen kommen trotz der manchmal etwas hakeligen Steuerung voll und ganz auf ihre Kosten.

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