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Paranormal Activity: The Lost Soul erschien vor über neun Monaten für VR-Systeme; jetzt ist das angstschweißtreibende Lizenzspiel auch ohne Brett vor den Augen spielbar. VR-verweigernde Fans der Found-Footage-Filmreihe dürften dies zwar begrüßen, doch der liberale Patch 1.03 stellt das Horror-Adventure auch vor eine große Herausforderung.
„Unter uns“ mit Toten
Ein bisschen ist Paranormal Activity ja wie die RTL-Soap Unter uns, nur dass Produzent Oren Peli die „Kandidaten“ von einem Dämon schnetzeln lässt. Nicht sofort, versteht sich, denn vor den Tod hat Oren besagtes Unter uns gestellt – und das bedeutet, dass wir zunächst einer langweiligen Durchschnittsfamilie beim Sozialisieren zuschauen müssen. Gefühlt stundenlang wird in einem Paranormal Activity-Streifen also gelacht, getratscht, gekocht und mindestens einmal gefummelt, bis wild umher fliegendes Interieur endlich das befriedigende Verwandtensterben einleitet.

Paranormal Activity: The Lost Soul ist da anders, denn es erteilt sämtlichen Storyboardern Erzählverbot. Zumindest vorläufig. So gibt es weder ein Intro noch einen halbwegs aufschlussreichen Zweizeiler; wir bekommen lediglich die vertrackten Kontrollen des Spiels erklärt – und werden dann vor einem besessenen Haus abgestellt. Warum? Unser Name ist Hase. Nur unser Instinkt verrät uns, dass wir uns wohl hineinbegeben sollen, was wir nach der Findung des „versteckten“ Fronttürschlüssels auch tun. Vielleicht ist ja gerade eine wilde Hausparty im Gange, deren wohlgeformte Teilnehmerinnen nur auf uns gewartet haben…
Prozedural, sch…egal
Nein, natürlich haben wir wieder mal Pech: Das Haus scheint vollkommen verlassen. Ob auch wir einfach wieder gehen sollten? Moment, ein paar merkwürdige Kratzer sowie ein Schmierzettel auf dem Tisch erhaschen unsere Aufmerksamkeit. So ein bisschen jedenfalls. Denn eigentlich haben wir vergleichbar aufgebaute Spiele längst kennen und ächten gelernt, etwa das rundum gescheiterte Don’t Knock Twice. Und auch The Lost Soul kommt uns vorerst nur mit den üblichen Langeweile-Scares: herunterfallende Objekte, Türen, die sich öffnen oder schließen, unheimliche Geräusche. Aber hey, immerhin fallen die Püppchen und die Würfelbecher hier prozedural – das heißt, dass die kleineren Scares auf zufälliger Basis erfolgen.

… Was letzten Endes aber auch niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken dürfte. Interessant wird die Sache erst dann, wenn die Storyboarder zwei der insgesamt drei Damen des Hauses auf uns loslassen dürfen. Bei der ersten handelt es sich um eine offenkundig durchgeknallte Frau mittleren Alters, die – sofern sie uns nicht gerade ermordet – alle Fenster und Türen des Gebäudes zu verbarrikadieren versucht. Dame Nummer Zwei hingegen scheint gerade mal das zehnte Lebensjahr vollendet zu haben und im Übrigen sogar bei Verstand zu sein. Ob man dies auch von Dame Numero Drei, der Großmutter, behaupten kann, liegt indes im Dunkeln. Wir erfahren nur, dass sie sich vor kurzem in ihrem Zimmer einschloss – und seitdem nicht mehr gesehen wurde.

Je später der Abend, desto schöner die Scares
Spätestens an diesem Punkt wird (erfreulicherweise) auch klar, dass Paranormal Activity: The Lost Soul keineswegs vorhat, sich zu Don’t Knock Twice in die Bedeutungslosigkeit zu gesellen. Denn nicht nur die Story nimmt irgendwann nennenswert an Fahrt auf, sondern auch die Schockeffekte rücken uns immer empfindlicher zu Leibe – und dies nicht zuletzt wegen des sehr gelungenen, gruseligen Sounds.
Das Produktionsschlusslicht stellt demnach klar die altbackene Grafik dar, die wir jedoch nicht als Störfaktor bezeichnen wollen. Als solcher entpuppt sich schon eher die umständliche Steuerung, die nämlich kaum an das Spielen per Maus und Tastatur angepasst wurde. Besonders nervig fanden wir hier die Tatsache, dass die Arme des Protagonisten unabhängig voneinander kontrolliert werden.

Fazit: Mission accomplished
Ja: Paranormal Activity: The Lost Soul funktioniert auch ohne VR – und es ist nicht nur den Fans der hinlänglich bekannten Filmvorlage zu empfehlen. Für 27,99 Euro (Steam) bekommen wir hier um die sechs Stunden schaurige Horror-Unterhaltung, die – zumindest aus Sicht des Kenners – „nur“ im Bereich der Steuerung schwächelt. Alle anderen sollten kein mega-fettes Story-Brett erwarten, denn die Entwickler von VRWERX hielten es ganz wie Oren Peli: einfach, aber effektiv.